Seit Jahrtausenden wird im Langenthal gesiedelt. Auf der Flur Unterfeld/Im Grund, die sich über die heutigen Katastralgemeinden Enzersdorf im Thale und Kleinkadolz zieht, wurden im Laufe der Jahrzehnte nördlich des Göllersbaches immer wieder prähistorische Funde aus unterschiedlichen Epochen gemacht. Spannend ist etwa ein für NÖ riesiger Bronzedepotfund, der einen Handelsknoten unmittelbar westlich von Enzersdorf vermuten lässt.
Die letzte große prähistorische Erkenntnis aus Enzersdorf im Thale basiert auf Ausgrabungen im Jahr 2000. Die Forschungsergebnisse wurden 2013 als umfangreiche wissenschaftliche Arbeit publiziert. Der breiten Öffentlichkeit blieb sie bislang allerdings unbekannt. Die Online-Plattform enzersdorf-im-thale.at hat sich daher die Publikation zu diesem für NÖ so bedeutenden Fund angesehen.
Damals wurden vom Museum für Urgeschichte des Landes NÖ (in Asparn/Zaya) in der Flur „Im Grund“ nahe der alten Feldmühle (etwa 500 Meter westlich des Ortszentrums von Enzersdorf) bei Ausgrabungen zwei Bronze-Depots einer Bronzezeit-Siedlung aus der Urnenfelderzeit sichergestellt. Bronze ist eine Kupfer-Zinn-Legierung und erreicht bereits Dreiviertel der Härte von Stahl.
Man vermutet, dass hier ein Bronzegießer ansässig war, dem die Materialien gehörten und der mithilfe von Gussformen serien- bzw. massenweise Gebrauchsgegenstände aus Bronze herstellte. Seine Anwesenheit spricht dafür, dass der Ort ein Handelsknoten war.
Entdeckt wurden Waffen (Lappenbeile und Bruchstücke davon), Schmuck (Armreifen-Fragmente, Teil eines Bronzeanhängers), Geräte (Zungensichel und Teile davon, Bronzetassenteile, Nadelkopf) und Gusskuchenprodukte mit einem
Gesamtgewicht von knapp 39 Kilogramm. Ebenfalls gefunden wurden Bruchstücke von vier Tongefäßen. Gusskuchen sind das Ergebnis des Schmelzvorganges, bei dem das in Schmelzöfen auf 1100 °C erhitzte Kupfererz verflüssigt in eine kleine Grube sickert, wo es erkaltet. Dabei bildete es Formen mit den typisch gewölbten
Querschnitten und den stark blasigen Oberflächen.
Diese Rohprodukte wurden damals auch schon über größere Entfernungen gehandelt. Die fertigen oder halbfertigen Bronzeerzeugnisse wurden
vermutlich in einer zweiteiligen Gussform aus Sandstein hergestellt und dann
weiterbearbeitet. Einige Produkte wurden zudem verziert – so etwa weisen die
Sichelfragmente ein Kerbendekor auf, die Reifenfragmente sind graviert.
Unklar ist, ob beide Horte – einer ist ein reiner Gusskuchenhort, der andere ein
Altwarenhort - zeitgleich anzusetzen sind. Sie wurden nur 1,2 Meter voneinander
getrennt entdeckt. Datiert wurden die Funde jedenfalls überwiegend in die
späte Bronzezeit und dabei in den Zeitraum zwischen 1.200 und 1.050 vor Christi
Geburt (HA A1/A2).
Ein ebenfalls entdeckter Griffplattendolch gehört nicht zu den spätbronzezeitlichen Deponierungen. Er ist noch älter und stammt aus der mittleren Bronzezeit um 1.600 bis 1.500 vor Christus, der Zeit der Hügelgräberkultur.
Zu sehen sind die Bronzedepotfunde im eingangs genannten MAMUZ-Urgeschichtemuseum Asparn/Zaya.
Noch ältere Funde aus der Steinzeit
Auf dem Gebiet von Kleinkadolz wurden schon 1984 bei Geländebegehungen Tonscherben, Keramikbruchstücke und Bronzestücke aus der mittleren Bronzezeit (1.500-1.400 v. Chr.) gefunden.
Weitere Funde stammen unter anderem aus der Jungsteinzeit (5.500-2.200 v. Chr./ Flachbeil aus Stein), der Bronzezeit, der Urnenfelderzeit (1.300-800 v. Chr./ großflächige Keramikfunde), der Latenezeit (100-0 v. Chr./ Keramik aus der Keltenzeit) und der Römischen Kaiserzeit (0-400 n. Chr./ germanische Keramik).
Quellen: Lauermann, Ernst; Rammer, Elisabeth (2013): Die
urnenfelderzeitlichen Metallhortfunde Niederösterreichs. Mit besonderer
Berücksichtigung der zwei Depotfunde aus Enzersdorf im Thale. Bonn: Verlag Dr.
Rudolf Habelt GmbH.
Weichselbaum, Josef (1993): Heimatbuch von Enzersdorf/Th.
und Kleinkadolz. Eigenverlag: Kleinkadolz
Bronzezeitliche Rekonstruktionen: Lappenbeil und Sichel (Fotos: www.officina-treverica.de)